Städtisches Luisengymnasium München

Geschichte

als Unterrichtsfach

Die Geschichtslehrer*innen des Luisengymnasiums legen Wert darauf, Wissen, Verständnis und Werthaltungen mit Erlebnissen im Geschichtsunterricht zu vermitteln. Wichtig sind für uns Exkursionen (z.B. zum Ägyptischen Museum, Stadtmuseum und Rundgänge durch die Innenstadt, zur Antikensammlung, nach Nymphenburg und Schleißheim, zur KZ-Gedenkstätte Dachau und ins NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz), Zeitzeugengespräche und Expertenbefragungen sowie das Projekt „Schüler*innen führen Austauschschüler*innen“ aus Spanien und Frankeich. Ab dem Schuljahr 2019/2020 wird es für die Schüler der Jahrgangstufen 8 bis 10 die Möglichkeit geben, bilingualen Geschichtsunterricht zu wählen.

Politik und Gesellschaft

als Unterrichtsfach

Aristoteles hat in seiner „Politika“ den Menschen als „zoon politikon“ definiert, als gesellschaftliches Wesen, das nur im Zusammenleben mit anderen seine Natur verwirklicht. Der neue Lehrplan für bayerische Gymnasien nimmt diesen Gedanken auf.

Eine solch gewaltige Aufgabe – aktuelle Entwicklungen aufzugreifen, grundlegende Zusammenhänge von Gesellschaft und Staat zu erarbeiten und deren Entwicklung zu diskutieren - mit nur einer Wochenstunde in den Jahrgangsstufen 10 bis 12 zu verwirklichen, ist sicher eine Herausforderung. Die Sozialkundelehrer*innen am Luisengymnasium jedenfalls geben ihr Bestes.

 

Eva Erben

Zeitzeugin im Mathäser

Am Freitag, den 24.11.2023, besuchten wir Schüler*innen der Klassen 11A und 11B ein Zeitzeugengespräch im Mathäser Filmpalast. Das Gespräch, das im Stil eines Interviews ablief, fand mit anderen Schulen und Student*innen der Bundeswehruniversität auf der Bühne des großen Premierensaals statt und wurde zeitgleich in einen anderen Kinosaal übertragen. Während die Zeitzeugin Eva Erben von ihrer Jugend, der Zeit vor, während und nach dem Holocaust und dem aktuellem Konflikt im Gasastreifen sprach, strahlte sie uns gegenüber eine solche Wärme aus, die im Vergleich zu anderen Zeitzeugengesprächen ziemlich ungewohnt war. Sie selbst sagte, dass sie uns nicht verurteilt, weil wir Deutsche sind und dass wir nichts für die Taten unser Vorfahren können, aber sie ermahnte uns, dass wir alles dafür tun sollen, damit so etwas nie wieder passiert.
Schülertext, 11a

9. November 2023

Gedenkmonat November

An einem 9. November sind in Deutschland mehrere historisch wichtige Dinge passiert. Zwei waren freudige Ereignisse: Am 9. November 1918 wurde nach dem 1. Weltkrieg die erste deutsche Republik ausgerufen, und am 9. November 1989 fiel in Berlin die Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland und ermöglichte so die Wiedervereinigung.
Im Zentrum steht heute aber der 9. November 1938, an dem auf Befehl der Nationalsozialisten in ganz Deutschland jüdische Synagogen niedergebrannt, jüdische Geschäfte zerstört und ausgeraubt und jüdische Menschen verprügelt, verschleppt und getötet wurden.
Vor allem angesichts des verstärkten Antisemitismus heutzutage ist diese Erinnerung ganz besonders wichtig!
Heute wird an vielen Stellen den Opfern von Antisemitismus und Diktatur gedacht. Daher gedenken auch wir heute den 20 ehemaligen Schülerinnen, die zwischen 1910 und 1938 in das heutige Luisengymnasium gegangen sind. Ihr seht ihre Bilder (soweit vorhanden) auf den Plakaten im 1. Stock Altbau.
Wie ihr haben sie miteinander gelernt, Freundschaften geschlossen, gelacht oder sich geärgert - vielleicht in der Aula, vielleicht auf einer unserer blauen Bänke. Sie kamen aus allen möglichen Stadtteilen in München, so wie wir. Sie haben sich – wie wir heute – manchmal lieber, manchmal weniger gern mit fachlichen Inhalten wie Mathematik, Französisch, Latein und Griechisch auseinandergesetzt, Theater gespielt oder Musik gemacht. Einzelne wurden als zurückhaltend beschrieben, andere als durchaus willensstark.
Es waren einige sehr begabte und intelligente junge Frauen unter ihnen, zwei haben es sogar geschafft, als Frauen zu promovieren – damals noch sehr ungewöhnlich. Die jungen Frauen wurden Buchhalterinnen, Buchhändlerin, Kanzleiangestellte, machten Ausbildungen in der Haushaltslehre und arbeiteten als Stenotypistinnen, Modistinnen und Säuglingspflegerinnen. Unter ihnen waren zwei Künstlerinnen mit Ausstellungen, eine Pianistin mit internationalem Engagement und eine Schauspielerin.
Ihre einzelnen Biographien findet ihr via QR-Code oben am Plakat.
Die Lebensläufe der 20 Schülerinnen wurden durch ein totalitäres Regime brutal beendet, die Lebenslinien ihrer Familien durchtrennt – nur weil sie aus jüdischen Familien kamen, weil Rassismus und Antisemitismus zu Diskriminierung, Deportation und Vernichtung führten.

Um an die Schülerinnen zu erinnern, wurden letztes Jahr am Haupteingang des Luisengymnasiums Erinnerungszeichen für alle 20 Schülerinnen angebracht – habt ihr sie schon gesehen?

Sie sollen uns auch täglich daran erinnern, dass überall und auch in unserer Schule kein Platz sein darf für Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung.

 

Tag der Quellen 8.11.23 Volkstheater

Gedenkmonat November

Am "Tag der Quellen", traditionell organisiert von Bayerischem Rundfunk und Volkstheater, werden von Schüler*innen Textquellen und Dokumente zu Diskriminierung und Verfolgung aus dem Nationalsozialismus vorgetragen. 2023 stand der Antiziganismus mit Ausgrenzung, Deportation und Ermordnung von Sinti und Roma im Mittelpunkt.
Eine Gruppe von 8 Schüler*innen der 10e las autobiographische Texte von Sinti und Roma aus 80 Jahren vor, beeindruckend wurde dabei der "vergessene Holocaust" nachgezeichnet. Beeindruckend ist leider auch, wie die Diskriminierung dieser deutschen Minderheit auch noch heutzutage wirkt.
Um so wichtiger sind Veranstaltungen wie diese, ebenso auch die Gesprächsrunde "Gespräche gegen das Vergessen" mit Vertreter*innen der Sinti und Roma am selben Abend, zu dem Schüler*innen der 10e und Q12 ebenfalls im Publikum saßen.

Zeitzeugenabend im Jüdischen Museum 24. Januar 2019

Hilde Grünberg

Da die Zeitzeugen des Holocaust und der NS-Verfolgung immer weniger werden, ist es schon etwas Besonderes, wenn man noch jemanden erleben kann, der aus eigener Anschauung davon berichten kann. Daher nahm gut die Hälfte der Schüler*innen aus dem Geschichtskurs g11 am 24.1. trotz der Erschöpfung nach den zahlreichen Klausuren, die in dieser Zeit geschrieben werden mussten, abends die Gelegenheit wahr, sich die Lebensgeschichte von Hilde Grünberg von ihr persönlich erzählen zu lassen.
Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus veranstaltete das Jüdische Museum München diesen Zeitzeugenabend mit der Journalistin Iris Tsakiridis als Moderatorin.

Hilde Grünbergs Überleben in der Kinderlandverschickung bei einem Bauern in Schwabbruck, wo niemand von ihrer jüdischen Herkunft erfahren durfte, ist in letzter Zeit durch die Presse weit verbreitet worden, aber es ist doch ein einzigartiges Erlebnis, von ihr selbst all die Details ihrer Familiengeschichte zu hören. Denn nicht nur das damals kleine Mädchen, sondern auch ihre jüdische Großmutter, deportiert nach Theresienstadt, ihre Mutter und ihre Tante meisterten all die Verfolgungen und Schikanen durch den nationalsozialistischen Staat mit viel Mut und Geistesgegenwart. Schließlich fand sich die Familie nach Kriegsende in München wieder. Wir konnten die Geschichte dieser drei Frauengenerationen aus dem Blickwinkel des zur Zeit des Nationalsozialismus jüngsten Familienmitgliedes nachvollziehen.

Voll Dankbarkeit für die Entscheidung Frau Grünbergs, diese sehr persönlichen Erinnerungen mit jüngeren Generationen zu teilen, gingen wir an diesem Tag aus der Veranstaltung.
Solche Begegnungen stärken unser aller Entschlossenheit, die Demokratie zu verteidigen.

K. Schweigler und der Geschichtskurs g11